Digitale Strategie und digitale Transformation - Wer macht das?
Eine der häufigsten Fragen an mich: "Was ist die digitale Transformation?" Ich antworte dann zumeist: "Jeder hat diese größtenteils schon erlebt, oder tippen Sie noch immer auf Ihrer Schreibmaschine?". Aber der Computer der letzten Jahre war eben immer nur so schlau, wie der, der davor saß. Es kommt also auf die Anwendung und das Verständnis neuer Technologien an. Nur wer diese beherrscht und visionäre Zukunftsszenarien daraus entwickeln kann, ist ein wichtiger Bestandteil der digitalen Transformation in Unternehmen.
Werde ich nun zu Terminen in Unternehmen eingeladen, so sitze ich meist Männern - seltener Frauen - jenseits der 50 Jahresgrenze gegenüber. Traut man im eigenen Unternehmen diesen Personen die Erarbeitung digitaler Strategien und digitale Transformationen zu, um den Unternehmen neue Zukunftsperspektiven zu ermöglichen? Ja, warum denn auch nicht, vielleicht sitzen ja hier richtige Experten. Und ab diesem Punkt beginnt es in den meisten Fällen schwierig zu werden.
Haben Sie auch eine gelebte Organisationsstruktur im Unternehmen?
Unternehmen - zumindest die klassischen - besitzen eine über Jahre hinweg entwickelte und gelebte Organisationsstruktur. Jede Person und Führungskraft hat seine Komfortzone im Unternehmen und es gilt als Frevel, diese Komfortzone zu verletzen. Nun sitzt man also diesen Experten gegenüber, jeder aus seinem Fachbereich, der eine vom Marketing, der andere aus der IT und dann ist da noch der Vertrieb, der die Ausgaben der anderen wieder reinholen darf. Die digitale Strategie ist aber nichts, was im Abteilungsinteresse geführt werden darf, Sie muss viel mehr dem Unternehmensinteresse dienlich sein und um das zu erreichen, braucht es Unternehmensziele. Die Unternehmensziele sind aber nur in den seltensten Fällen formuliert und so fängt die Organisationsstruktur an zu wirken. Jeder sieht die "Revolution" kommen und jeder möchte seine Komfortzone schützen. Glauben Sie ernsthaft, dass Unternehmensziele so noch erreicht werden können? Anders formuliert: kennen Sie die aussterbende Spezies der Corporate Monkeys? Lesen Sie, schmunzeln Sie und falls Ihnen das nur allzu bekannt vorkommt, hören Sie auf damit - sie sind keine Zukunft mehr; schaffen Sie die Corporate Monkey am besten heute noch ab!
Denken Sie über die Position des digital Leadership nach
Wenn Sie also wirklich ernsthaft über digitale Strategien und digitale Transformationen in ihrem Unternehmen nachdenken, so sollten Sie Unternehmensziele definieren. Setzen Sie im zweiten Schritt den digital Leadership ein und kümmern Sie sich im dritten Schritt um das Team, welcher vom digital Leadership geleitet wird. Positionieren Sie die Stelle nah an der Geschäftsführung, denn direkte und zeitnahe Absprachen und kurze Entscheidungswege sind zwingend erforderlich. Übergehen Sie die eigene klassische Organisationsstruktur und machen Sie dem Unternehmen klar: "Das ist mir wichtig, das ist unsere Zukunft", denn eine klassische Organisationsstruktur funktioniert in diesem Falle schlichtweg nicht. Was Sie brauchen sind interdisziplinäre Teams, welche vom digital Leadership angeleitet werden und auch Unternehmensweit legitimiert sind, die Veränderungen Abteilungsübergreifend einzuleiten. Fehlt das, so liegt die Quote zum Scheitern besonders hoch.
Was muss das digital Leadership Management leisten können?
Und an dieser Stelle beginnt der nächste Lösungsbedarf: wer macht den digital Leadership? Wer hat im Unternehmen die Ahnung, wer kann bereichsübergreifend Sachverhalte erkennen und Schlussfolgerungen daraus ziehen? Wer kann Führungsqualitäten aufweisen und gleichzeitig in der Programmierung, IT, Marketing und Vertrieb so viel Ahnung haben, dass ihm so schnell keiner etwas vormacht? Diese Personen gibt es so gut wie in keinem Unternehmen und wenn doch - Glückwunsch, Sie haben den digital Leadership gefunden. Im anderen Falle können Sie noch auf Beratungsunternehmen zurückgreifen, aber auf lange Sicht kommen Sie nicht drum herum eine entsprechende Vakanz auszuschreiben und da kommt schon der nächste Bedarf an Lösungen: wer kennt sich so gut aus, um die Stelle mit der richtigen Person zu besetzen? Und nun können Sie sich vorstellen, warum die Führungskräfte der Unternehmen sich nach den jüngsten Umfragen nur zu 15 Prozent gut auf die digitale Transformation vorbereitet fühlen. Wie fühlen Sie sich?
Ich freue mich über Ihre Rückmeldungen,
Ihr Michael Hoffmann