Drohnen - ein weiterer Konkurrent zur Automobil- und Luftfahrtindustrie
"Drohnen, das sind doch die kleinen fliegenden "Dinger", welcher der Nachbar über mein Haus fliegen lässt?", so die Antwort eines Kunden aus dem Transportgewerbe hinsichtlich der Frage, ob er denn die Drohnentechnologie kennt. Ja, die fliegenden "Dinger" gibt es noch immer und sind zwischenzeitlich weit über den Status eines Kinderspielzeuges hinaus und mittlerweile gibt es zahlreiche Versuche mit Drohnen auch Personen und Güter zu befördern. Steht die nächste Revolution bevor?
Pakete der Zukunft werden per Drohne geliefert
Amazon testet z. B. die Paketauslieferung per Drohne und hat jüngst ein Patent genehmigt bekommen, ein ganzes Warenlager per Drohne Standortunabhängig zu halten. Der Trend ist klar erkennbar. Das Transportwesen wird unabhängiger, flexibler und schneller - dank Drohnentechnologie.
Die nächste industrielle Revolution?
Eine ganz andere Tragweite aber könnte derzeit ein Projekt aus China bekommen. Dort wird seit 2016 an der Serienreife einer personenbefördernden Drohne gearbeitet. Im Januar 2016 wurde die Taxi-Drohne auf der CES in Las Vegas vorgestellt, bereits im Sommer 2016 bekam man die Zulassung für die ersten Testflüge in China und im Februar 2017 verkündete Dubai die "Taxi-Drohne" für Flüge zum Hotel einzusetzen. Steht also mit der Drohne die nächste industrielle Revolution bevor? Schaut man auf die Leistungsdaten, so kann die Drohne derzeit ein Maximalgewicht von 100 kg, 30 Minuten mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h knapp 50 Kilometer weit befördern. Der Preis für eine Drohne liegt Schätzungen zufolge im Bereich zwischen $150.000 bis $300.000.
Drohne könnte ganze Industriezweige revolutionieren
Aufgrund der noch schwachen Akkuleistung beschränkt sich das Einsatzgebiet der Drohne überwiegend auf die Stadtgebiete - wenn überhaupt. Aber es ist erst der Anfang und in 3, 5 oder 10 Jahren werden sicherlich ganz andere Akkuleistungen zur Verfügung stehen und früher oder später wird die Drohne auch in der Personenbeförderung zu Einsatz kommen können. Und ab diesem Punkt beginnt die Vision. Stellen Sie sich Drohnen vor, welche ohne weiteres 1.000 km an Distanz zurücklegen können. Stellen Sie sich eine Drohne vor, welche Sie per App rufen können und diese Ihnen binnen weniger Minuten an Ort und Stelle zur Verfügung steht und Sie auf direktem Wege bspw. von Stuttgart nach Berlin fliegen kann. Stellen Sie sich die Drohne als Verkehrsmittel zur Arbeit vor - keine Staus mehr und Dank der emissionsfreien Fortbewegung leistet die Drohne noch einen wichtigen Beitrag zur CO2 Reduzierung.
Herausforderung für die Automobilindustrie
Schöne neue Welt? Nicht ganz, denn so eine Revolution bedeutet für andere Industriezweige einen erheblichen Nachholbedarf und viele Unternehmen werden sich den möglichen neuen Gegebenheiten nicht stellen können. Spontan fällt die Automobilindustrie ein. Hier setzt man seit mehr als hundert Jahren auf das gleiche Funktionsprinzip des Verbrennungsmotors und in jüngster Vergangenheit tut man sich mit der Elektromobilität schwer, diese in den Markt zu integrieren und entsprechende Kaufanreize zu schaffen. Letztlich ändert sich das Funktionsprinzip aber nicht - der Motor ist ein anderer, ja, aber die Straßen bleiben verstopft und lösen das Problem nicht. Eine Drohne kann hier im Zukunft leicht Abhilfe schaffen, die Frage aber ist: wer braucht dann noch die Automobilindustrie - wer fährt dann noch die Autos von morgen?
Herausforderungen für das Transportgewerbe
Wenn Drohnen 100 kg und mehr 1.000 km weit transportieren könnten, wer braucht dann noch das Transportwesen für kleinteilige Waren auf der Straße oder der Schiene. Eine Drohne könnte auch Just-in-Time liefern, ganz ohne Stau und Rücksicht auf ausreichende Ruhepausen der LKW-Fahrer und das sowohl in der Nacht wie auch am Wochenende und wenn es sein muss, auch an Feiertagen. Aber auch die Paketzusteller stehen mit der Drohnentechnologie vor neuen Herausforderungen. Wer braucht sie denn noch, wenn die Ware direkt vom Händler zu Ihnen nach Hause geflogen werden kann?
Drohne als Konkurrent zu den Flughäfen und Airlines
Ohne Frage, eine personenbefördernde Drohne macht erst dann wirklich Sinn, wenn deutlich mehr an Reichweite erzielt werden kann. Aber was ist, wenn die Drohne zukünftig 1.000 km und mehr an Reichweite erzielen kann? Bequem ruft man sich per App die Drohne nach Hause und fliegt binnen weniger Stunden von A nach B, ganz ohne die zeitraubende Anfahrt zum Flughafen, der Parkplatzsuche, der Personenkontrolle und nicht zu guter Letzt den zahlreichen Verspätungen der Airlines. Zumindest für den Inlandsverkehr wäre die personenbefördernde Drohne eine echte Alternative und würde nicht nur zu den CO2 Einsparungen beitragen. Nicht umsonst steigen die Unternehmen wie Airbus und Boeing mit in die Entwicklung der personenbefördernden Drohne ein. Flughäfen bald obsolet? Nach den Visionen von Boeing bleiben "Flughäfen und lange Startbahnen für große Langstreckenflugzeuge vorbehalten".
Plötzlich alles ganz anders?
Die Entwicklung des Smartphones hat gezeigt, wie schnell die digitale Revolution an Fahrt aufnehmen kann und gestandene Geschäftsmodelle der global Player auf den Prüfstand stellt - nicht selten mit dem kompletten Verlust des Geschäftsmodells und dem Niedergang des Unternehmens selbst. Was also, wenn sich die Drohnentechnologie durchsetzt? Was passiert dann mit der Automobilindustrie, den Airlines, den Flughäfen und dem Transportgewerbe - alles plötzlich überholtes Business von gestern? Gibt es Konzepte und Strategien der deutschen Industrie bei diesem rasanten Entwicklungstrend mitzuwirken? Machen Sie sich Ihr eigenes Bild, wo und wie die deutsche Industrie an der Drohnen-Entwicklung mitwirkt und ihre Chancen erkannt hat. Haben Sie die Vision, den Trend und die Möglichkeiten der Drohnentechnologie schon für sich erkannt?
Ich freue mich über Ihre Rückmeldungen,
Ihr Michael Hoffmann